Himbeerrote Knallbonbons- eine Oma erzählt Kurzweiliges und Märchenhaftes aus der Welt der Kleinen- damals und heute


Darf ich mich Ihnen vorstellen?

 

Ich bin eine Oma, manchmal liebevoll Omi genannt, auch schon mal böse, alte Frau, aber meistens schlicht und einfach nur Oma.

 

Wie habe ich mich damals gefreut, als der Anruf kam: Mama, ich bin schwanger! Sofort verbannte ich in Gedanken meine engen Jeans und dunklen Haare, sah mich glückselig mit grauem Haarknoten und brav gekreuzten Füßen unterm langen Rock an irgendeinem imaginären Kamin sitzen mit einem sauberen, braven Kind auf dem Schoß, Märchen vorlesen und verklärte Kinderaugen andächtig zu mir hochsehen.

 

Voll daneben. Aber trotzdem bin ich gerne Oma ...

Damals, kurz vor der Entbindung

... Mit äußerster Vorsicht klammerte ich Windeln, Jäckchen und winzige Höschen draußen auf die Leine. Als ich gerade beim letzten Teil angelangt war, kam meine Großmutter, Oma Tick-Tack, die nebenan bei meinen Eltern wohnte, um die Ecke geschlurft. Ausgerechnet! Verflixt! Dabei hatte ich so gehofft, ich könnte mich diesmal einfach so klammheimlich vom Acker machen. Eigentlich war es doch noch gar nicht ihre Zeit. Erst halb 10. Als wenn sie es gerochen hätte!

 

Ich tat ganz harmlos (alte Damen, speziell Uromas, soll man nicht beunruhigen!) und fragte: „was bist du denn schon so früh auf den Beinen?"

 

„Opa hat doch heute Geburtstag! Und außerdem hatte ich wieder so Herzschmerzen, und der Puls setzt ständig aus. Und die Beine erst! Die muss ich gleich einreiben. - Aber sag mal", - sie schob ihr Gesicht dicht vor meins, „du hast so dicke Augen. Du siehst aus, als ob das Kind..."

 

„Oma!" (harmlos tun, beschwichtigen) „Es ist alles in Ordnung. Wirklich!"

 

Aber alten Omas kann man in der Beziehung nicht viel vormachen. Ausgerechnet dann, wenn sie nicht sollen, haben sie plötzlich den Röntgenblick, auch wenn sie sonst ohne Brille den Tisch vor der Nase nicht sehen können.

 

Sie drohte mir schelmisch mit ihrem krummen Rheumafinger und wiegte den Kopf: „Na, ich weiß ja nicht, ich weiß ja nicht. Wenn das mal stimmt" ...

Klein Lotta erzählt

... Und dann sind wir sofort zum Trand gelaufen. Trand ! Also ehrlich! Ich hatte ja keine Ahnung, was das sein soll. Meint ihr, irgendjemand hätte mich vorher mal aufgeklärt? Als wäre ich noch so’n blödes Baby! Hätte ich Bescheid gewusst, hätte ich aufgepasst. Aber nee, ich bin natürlich sofort als erstes auf eine Mussel getreten. Das hat vielleicht gebrannt! „Musseln“, noch so Dinger, die ich nicht kannte. Und „Meer“ oder „Os-See“.

 

Ich bin ja wirklich nicht bange, ehrlich nicht, aber wenn da so Meer angerannt kommt! Das ist im Schwimmbad noch nie gewesen. War mir echt unheimlich anfangs. Da stehst du im Sand, willst spielen und bückst dich, um die Wellen zu fangen, und plötzlich, einfach so, kommt das dunkle Wasser und du liegst platt mit der Nase mitten drin. Nee, hab ich gedacht, was soll das denn? Wo biste hier bloß gelandet? ...


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