Südsee-Impressionen von Rangiroa und Tahiti


 

2006

 

Nachts waren wir immer unterwegs, morgens legten wir an. Es regnete viel, aber es war ein anderer Regen als bei uns zuhause. Er war warm und weich, ohne kalten Wind und streichelte unsere Haut.

Sonntag morgen ankerten wir vor Rangiroa/ Tuamotu. Wieder auf Reede. Das Ausbooten war wie üblich eine heiß-feuchte Angelegenheit. Kaum im Tender, schon klatschnass. Wir hatten keinen trockenen Faden mehr am Leib. Aber das nahmen wir gerne in Kauf.

 

Die Koralleninsel ist das zweitgrößte Atoll der Welt, allein die Lagune ist über 1000 Quadratkilometer groß und hat durch den Wasseraustausch eine sehr starke Strömung, eine Herausforderung für jeden guten Taucher, denn es wimmelt hier von Haien, Mantas und Barrakudas. Türkisfarbenes Wasser umschließt die Insel, die aus zwei Dörfern mit insgesamt nur 1400 Einwohnern besteht.

Der Strand, an dem das Tenderboot uns entließ, lädt nicht gerade zum Liegen und Sonnenbaden ein. Millionen und Abermillionen von blendend weißen Korallen statt Sand. Wie kleine, alte Knochen aus der Ewigkeit, vom Meer glatt gespült und von der Sonne gebleicht. Jede einzelne ein kleines Schmuckstück, kaum eine, die der anderen gleicht. Bizarr geformt wie von Künstlerhand. Wir sammelten die schönsten Exemplare, tauschten sie wieder aus gegen neue, noch fantastischer geformte, weil unsere Hände voll waren und wir keine Taschen hatten. Die Sonne knallte herab und wurde von der gleißenden Helle der Korallen zurück katapultiert. Sie machte nur einen kurzen Halt auf unserem Nacken und jedem bisschen Haut, das sie finden konnte, hinterließ ihren Stempel und schwang sich wieder hinauf in die unendlichen Weiten des Himmels. Noch merkten wir nichts davon.

 

Wir hatten eine Inselrundfahrt im offenen „Le Truck“ gebucht zur Perlenfarm. Dieses offene Gefährt ist typisch auf den Inseln. Ein Truck mit einer Art offenem Planwagen hinten dran. Ideal bei der Hitze. Er schaukelte uns gemütlich über die einzige Küstenstraße gen Perlenfarm.

Schwarze Tahiti-Perlen! Ein Traum. Grünlich schillernd, perfekt geformt und einzigartig schön. Auf der Farm demonstrierte uns ein Insulaner, wie die Austern geimpft und in speziellen Netzen im Meer aufgehängt werden, damit die wertvolle Fracht, die da im Inneren reift, nicht versehentlich verloren geht. Jede einzelne Perle wird kontrolliert und nach strengen Vorschriften selektiert. Nur 100% reine, perfekte Perlen gehen als Tahiti-Perlen auf den Weg in den Welthandel. Wie bei Aschenbrödel: die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen. Muss ich erwähnen, dass ich meinen Finanzminister….

 

Wir kauften nicht nur was für mich (s.o.), sondern auch ein hübsches, luftiges Hawaiihemd für meinen lieben Mann. Gerechtigkeit muss sein. Gleich neben dem kleinen Shop schlug ein Einheimischer mit einem Stock Kokosnüsse von einer hohen, alten Palme. Er lachte, als wir erschrocken zur Seite sprangen. So was kennen wir doch nicht. Wenn wir zuhause überhaupt mal eine Kokosnuss brauchen, stellen wir uns nicht unter Lebensgefahr unter eine Palme, sondern gehen einfach in den Supermarkt.

 

Das Tenderboot hatte sich inzwischen in eine finnische Sauna verwandelt. Die schwere, nasse Hitze nahm uns die Luft zum Atmen und weichte uns in Nullkommanichts auf wie Gelatine im Topf.

Dagegen herrschte in der Schleuse zum Schiffsinneren arktische Kälte. Toll! Pitschnasse Klamotten am Leib und dann Schlange stehen bei gefühlten 10° minus. Eisige Februar-Kälte.

Das konnte ja nicht gut gehen.

 

Am nächsten Tag, als wir morgens in Papeete/ Tahiti anlegten, fühlte ich mich elend. Dicke Wolldecke im Kopf und Kratzhals. Wir waren mitten in der Südsee, auf Tahiti, der Trauminsel schlechthin. Und was war? Es goss in Strömen. Eine ähnliche Wolldecke wie die in meinem Kopf hing grau und triefend über der Insel, nahm uns jegliche Sicht auf alles, was schön und sehenswert ist, schüttete uns literweise Wasser in den Kragen, sobald wir den Bus verlassen mussten und weichte Straßen und Plätze auf. Die Bustour über die Insel geriet also mehr oder weniger zu einem Endlos-Monolog der Reiseleiterin hinter blinden, beschlagenen Scheiben. Die konnte uns viel erzählen. Wir mussten es nur glauben. Sehen konnten wir ja nicht viel. Weder vom berühmten Aussichtspunkt Tahara’a rüber nach Moorea noch Taravao am Isthmus, wo beide Teile Tahitis miteinander verbunden sind: Tahiti-Nui und Tahiti-Iti. Das Arahoho Blasloch haben wir zumindest gespürt. Die Gischt schoss hoch bis zur Straße und durchnässte uns noch ein wenig mehr.

Wir patschten durch heilige Opferstätten, sogenannte Maraes, mit dicken Figuren, die trotz ihrer großen Bedeutung bei uns nur wenig Begeisterung auslösen konnten, schlängelten uns durch einen pitschnassen, botanischen Garten mit Gewächsen aus aller Welt und schauten kurz, weil es denn sein musste, in eine schwarze Grotte. Und dann nix wie rein in den Bus und zurück zu unserem schönen, trockenen Schiff. 

 


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