Von Mauritius nach Genua

Ende November 2016 flogen wir nach Mauritius, um dort an Bord der MS ARTANIA zu gehen.

Nach drei Phoenix-Reisen, einer Flußfahrt auf der Donau von Passau bis zum Delta auf der ziemlich uralten "Ukraina" in 2010 und zwei großartigen Cruises auf der MS AMADEA wollten wir diesmal die ARTANIA ausprobieren.

Die Route versprach tolle, neue Eindrücke: Mauritius, Madagaskar, La Reunion, die Seychellen, Oman, durch das Rote Meer ins Mittelmeer bis nach Genua.

 

Nach dem schlaflosen Nachtflug von Frankfurt nach Port Louis waren wir müde-überdreht und konnten es kaum erwarten, an Bord zu gehen. Denn dort waren wir verabredet mit Kreuzfahrt-Freunden, die wir von der AMADEA her kannten. Sie hatten Afrika westlich umrundet und stiegen hier in Port Louis aus. Das Wiedersehen fiel stürmisch aus. 

Beim gemeinsamen Frühstück erzählten sie uns, was sie bisher alles erlebt hatten. Ganz besonders legten sie uns den Ausflug "Süd Mauritius" ans Herz. Den Tipp hatten wir auch schon von anderen Freunden bekommen. Schien ja wohl etwas Besonderes zu sein.

 

War es auch. Gleich am nächsten Morgen ging es los im Bus. Wir hatten einen tollen Guide, der sehr engagiert war. Er erzählte uns von den Menschen hier, den so vielfältigen Kulturen und Glaubensrichtungen. Und alle leben in Harmonie und Frieden zusammen. Jeder respektiert den Anderen, egal, wie anders er ist. Mauritius ist ein leuchtendes Vorbild, an dem sich die Welt gerne mal ein Vorbild nehmen sollte.

 

Die Landschaften, die wir sahen, sind grandios, wunderschön. Von den verträumten Buchten über Berge in der Ferne, Flora und Fauna...

Ganz besonders ist der kleine Ort Chamarel. Muss man unbedingt besuchen, vor allem wegen der Sieben-Erden. Diese bunten Erden, die sich wie erstarrte Wellen über das Land legen , sind echt atemberaubend. Der Doppel-Wasserfall im Black-River-Gorges Nationalpark, die wild lebenden Tiere, verwunschene Wanderwege, echt super, super toll. Sollte man sich nicht entgehen lassen.

Ebenso überwältigend sind die Hindu-Tempel, die man auf Schritt und Tritt sieht. Im Grand Bassin brachte uns der Guide zu einem Tempel am See. Es war Sonntag, und von allen Seiten strömten Familien in feinstem Staat dem Tempel entgegen. Sie trugen Tabletts mit bunten

Opfergaben, Obst, Blumen und Räucherstäbchen. Sehr feierlich, sehr andächtig. 

Am 30.11.2016 legte die ARTANIA im Hafen von Antsiranana/ Nord Madagaskar an. Wir blieben an Bord, die Bustour über unbefestigte Straßen reizte uns nicht, das ist nichts für Leute mit Rücken. Wir warteten auf die Seychellen.

Am 2.12.16 war es soweit. Wir hatten Mahé erreicht. So ähnlich muss das Paradies aussehen.

Wir fuhren über die Insel zu einem Gewürzgarten. Man muss dieses Land gesehen und erfühlt haben, sonst glaubt man es nicht. Ich sage nur: traumhaft. Die Strände, die Natur, die Farben, der Duft. Die Schildkröten.

Zurück nach Victoria  ging es im Katamaran mit Schwimmeinlage unterwegs.

Weiter ging es nach Praslin. Natürlich endlich an den Strand. Leider war das Wasser gerade weg und hatte uns nur ein paar Pfützen da gelassen. Das war echt schade. Aber wir hatten ja noch andere Strände vor uns. Also hofften wir, dass der Meeresgott ein Einsehen mit uns haben würde.

Hatte er. Als wir am 4.12. La Digue erreichten, konnten wir endlich auch richtig ins Wasser. Was aber noch viel grandioser war  als der Traumstrand, das waren die bekannten Felsformationen. Glatte Riesen aus der Urzeit. So was Uriges hatten wir noch nirgends auf der Welt gesehen. 

Es war gnadenlos heiß, kein Strauch, kein Baum, um etwas Schatten zu finden. Auch das Wasser war Badewannen warm. Also suchten wir uns eine Stelle zwischen den Steinen, die breit genug, dass wir uns durch schlängeln konnten und versteckten uns in dem spärlichen Schatten.

Hier probierten wir auch unsere erste Kokosnuss. Das Wasser soll sehr erfrischend und Durst löschend sein, aber mir schmeckte es nicht. 

Auch hier gab es Schildkröten, Riesenviehcher, die sich ungeachtet der Zuschauer lautstark miteinander vergnügten.

Tropische Vegetation mit exotischen Blumen und Früchten gab es auch reichlich. Für uns Hobbygärtner einfach traumhaft.

 

Fotos stehen auf der Seite "Reisen rund um den Globus- Seychellen".

 

Am nächsten Tag war Äquatortaufe. 

Da wir schon bei mehreren  Taufen entsprechende Namen bekommen hatten, blieben wir oben an Deck stehen und betrachteten das Spektakel vom Trocknen aus. Es war wie üblich eine herrlich-wilde Sauerei.

 

Am nächsten Tag, Nikolaus, bekamen wir von Jeffrey, unserem sehr netten Getränkekellner,  ein selbst gebasteltes Geschenk. Das Foto folgt. Wir wussten erst gar nicht, von wem diese hübsche Überraschung war, Jeffrey hatte sie uns ganz bescheiden auf den Tisch gestellt, ohne zu sagen, dass sie von ihm kommt.

 

Nach einem kurzen Abstecher nach Salalah/ Oman, wo wir nur ein wenig Strand tankten, machten sich die ARTANIA auf den Weg zum roten Meer. Es war Donnerstag, der 8. Dezember 2016, und wir hatten 30°, gefühlte 33°. Sogar nachts blieben die Temperaturen bei gefühlten 30°.

 

 

Die Passage durchs Rote Meer also. Krisengebiet. Piraten...

 

Es wurde Vorsorge getroffen.

Wir fuhren im Konvoi mit Begleitschutz.  Das war mit Sicherheit mehr wert als die Puppe, die orangefarben an der Reling festgebunden war. Sollte sie Angst verbreiten? Piraten von einem Überfall abhalten?

Aber Gottlob blieb alles ruhig und friedlich.

Aber schon ein beunruhigender Gedanke, so dicht an Kriegsgebieten mit Kämpfen um Leben und Tod vorbei zu fahren und sich gleichzeitig 

bedienen zu lassen mit feinen Leckereien.

Obwohl, mit der Küche war es diesmal nicht so toll. Da hatten wir aber schon sehr viel Besseres bekommen. Sehr viel. Die tägliche Speisenauswahl war sehr übersichtlich, eigentlich gab es mit kleinen Abweichungen immer das Gleiche. Der Fisch hatte die Konsistenz von rohen Eiern und schmeckte auch ähnlich. Was hatte die Küche auf der AMADEA auf allen Fahrten jedesmal gezaubert. Unglaublich gut.

Das war schade.

Schade war auch, dass sich die Gernegroßen so vermehrt hatten. Eigentlich kannten wir die Klientel auf Kreuzfahrtschiffen als gebildete, weltoffene, tolerante Menschen. Sicher, ein paar Quertreiber und Besserwisser sind immer und überall dabei. Aber im Großen und Ganzen...?

Auf dieser Cruise gab es leider ganz viele von denen, die alles für sich beanspruchten. Die ersten Reihen in der Lounge, die Aufmerksamkeit der Kreuzfahrtleitung; die, die vier von den quadratischen Sonnenliegen zu einer riesigen Luxusliege zusammenbauten. Weil ihnen das zusteht. Und zwar schon ab morgens, egal, ob sie diagonal darauf ruhen oder stundenlang nicht da sind. Die, die alles mit einem bunten Designer-Schälchen als deutlichen Besitz markierten......

OK, das war jetzt der Mecker-Part. Aber das musste auch sein.

 

Plötzlich, eines Nachmittags, war Roberta an Bord. Roberta, die wir alles bestens aus "Verrückt nach Meer" kennen. Roberta aus der Patisserie, Roberta mit ihrer lauten Lache. Aber sie war nur auf Stipvisite da. Leider.

 

Mein Mann war im Gästechor. Ich wollte auch gerne etwas zur Unterhaltung beitragen. Für die Gästeshow fiel mir nichts ein. Aber ich hatte ja mein letztes Buch "Voilà! El-fie et Scherie-hi" dabei. Also fragte ich Jörn Hofer, ob ich vielleicht mal eine kleine Lesung machen könnte. Es ist ein total witziges, verrücktes Buch über ein Ehepaar, das unterschiedlicher nicht sein könnte und von einem irrwitzigen Abenteuer ins nächste Fettnäpfchen stolpert. Er nahm das Buch gerne an, aber eine Lesung? Nein, geht nicht. Wäre ja Konkurenz für die Boutique, die Miete zahlen muss.

Schade, ich war sehr enttäuscht. Ich wollte doch nicht verkaufen, ich hatte eh nur meine eigene Ausgabe mit, die ich ihm zum Lesen gegeben hatte und die jetzt auf dem Nachttisch seiner Freundin lag, die auch an Bord war. Tja.

Im Jahr darauf war Herr Gruschka auf der ALBATROS begeistert und hat mir die Lesung ermöglicht. "Lachen ist gesund", sagte er, "klar, machen wir. Wenigstens einmal am Tag sollte man herzhaft lachen."

Und aufgrund der begeisterten Zuhörer, die mehr wollten und sich an Gruschka gewendet haben, gab es noch eine weitere Lesung. Ich war einfach nur glücklich. Obwohl ich nichts verkaufen konnte. Hatte ich auch gar nicht vorgehabt.

 

Langsam näherten wir uns Aqaba in Jordanien. Die Temperaturen fielen, es wurde deutlich kälter. 

 

Wir hatten "Petra" gebucht, die versunkene Felsenstadt, die vor Urzeiten aus dem Fels gehauen und zu einer wichtigen Handelsstadt geworden war. Nach der Blütezeit aber verwaist und dann vergessen. Verschollen. Bis sie vor rund hundert Jahren per Zufall wieder entdeckt wurde.

Den Bericht mitsamt vielen fantastischen Fotos habe ich damals gleich auf meiner Seite "Reisen rund um den Globus" gepostet. Weil "Petra" besonders ist.

Wer es ermöglichen kann, sollte sich Petra auf gar keinen Fall entgehen lassen. Petra ist unglaublich, atemberaubend.

 

Auf der anderen Seite von Aqaba liegt Eilat/ Israel.

Wir hatten Jerusalem gebucht, ich fieberte schon wie vor "Petra". 

All die heiligen Stätten sehen, begehen, anfassen, fühlen...

Aber in der Nacht wurde mein Mann krank, und ich mußte  morgens in aller Frühe den Ausflug absagen. Das Risiko, dass er stundenlang mit Herzbeschwerden im Bus verbringen müßte, war viel zu groß.

Schweren Herzens blieben wir an dem Tag auf der Kabine.

 

Um den Sinai herum bogen wir ein in den Suez-Kanal.

Auch der Ausflug in Sharm el Sheikh/ Ägypten, entfiel . Diesmal wegen Wetter.

 

Die Kreuzfahrtleitung fragte, was wohl die Durchfahrt kostet für ein Kreuzfahrtschiff dieser Größe.

Ich überlegte:  2006 waren wir zum ersten Mal mit der MS ASTOR durch den Panamakanal gefahren, das hatte damals 130.000 US $ gekostet. Hochgerechnet auf zehn Jahre später und größeres Schiff - ich kam dem Preis mit meiner Schätzung am nächsten. Das Ergebnis wurde nie irgendwo bekannt gegeben, aber wir hatten dann später eine Flasche Sekt auf der Kabine. Gratulation!

 

Auch die Durchfahrt durch den Suezkanal habe ich auf der Reiseseite mit Fotos stehen. "Reisen rund um den Globus"

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es weihnachtete sehr. An Bord wurde geschmückt, es fühlte sich irgendwie unpassend an. Zwar war es kühl geworden und nur windgeschützt konnte man an Deck ab und an die Sonne genießen, aber trotzdem...

 Man merkte, es ging wieder Richtung Heimat, Richtung Weihnachten, Richtung Winter. Da halfen auch die Girlanden nichts. Außerdem hatten wir die Pest an Bord in Form von Grippeviren. Sie waren, wie es hieß, schon in Kapstadt an Bord gekommen. Sie schienen in jeder Ecke zu hocken, auf dem Sprung, jeden, der leichtsinnigerweise in seine Nähe kam, anzuspringen und aus zu knocken.

Seit geraumer Zeit spürte auch ich schon das altbekannte Kratzen im Hals, das in der Regel mit schlaflosem Reizhusten endet. Wir machten Reiki, aber irgendwie.... Offensichtlich war auch unser altes, unkaputtbares Travel-Chaos wieder mit uns. Und hatte einen Heidenspaß, dass überall rundherum alles blökte und prustete.

 

Am 19-. Dezember kam die Nachricht von dem verheerenden Anschlag auf den  Weihnachtsmarkt am Breitscheider Platz in Berlin durch. Von Anis Amri hörten wir erst später zuhause. Auch, dass er einige Zeit in Emmerich gelebt hatte, in einem Flüchtlingsheim nur wenige hundert Meter von uns entfernt.

Diese Nachricht, die Viren, die uns alle mehr oder weniger flach legten, die Hektik an Bord, all das zusammen ließ unsere Sehnsucht nach dem Ende der Cruise wachsen. Wir wollten nur noch nach Hause. 

 

Als wir aus dem Suez-Kanal raus  ins Mittelmeer kamen, wurde das Wetter noch schlechter. Mein lieber Mann lag im Bett. viele andere Passagiere auch. Der Doc hatte nichts mehr gegen die  Viren. Außer etwas Hustensaft für Kleinkinder war seine Apotheke leer. 

 

So stand ich ganz alleine an der Reling, als die ARTANIA langsam 

vorbei an den Festungsmauern von La Valetta auf Malta  zulief.

Das Wetter reizte nicht, von Bord zu gehen, aber ich wollte unbedingt raus - Papiertaschentücher kaufen. Unser Vorrat war längst aufgebraucht, an Bord gab es keine zu kaufen, und so hatten wir uns die ganze letzte Zeit mit Papierservietten beholfen. Aber auch das reichte nicht annähernd bei den Schnupfnasen.

Also ließ ich meinen Mann in der Obhut seines Bettes, schnappte mir meine Kamera und versuchte, sie unter der engen Jeans-Jacke unterzubringen, um sie vor dem peitschenden Regen zu schützen. Denn ein paar Fotos wollte ich ja schließlich auch, nass oder nicht. 

Ich glaube, es ist ein hübsches Städtchen.

Ich glaube, - denn sehen konnte ich nicht viel.

Geduckt rannte ich  durch die Stadt, immer auf der Suche nach einer Drogerie oder einem Supermarkt. Hier  zuhause wird man mit  Papiertaschentüchern erschlagen, es gibt sie überall. Aber auf Malta? Trieft den Menschen dort nicht die Nase? 

In einer  Seitenstraße entdeckte ich einen kleinen Laden mit schönen, warmen Sweatshirts. Ich machte einen Abstecher hinein. Zwar trug ich seit Tagen etliche T-Shirts übereinander, aber richtig wärmen taten die auch nicht. Also kaufte ich ein dunkelblaues Shirt mit der Aufschrift: MALTA und zog es direkt über. Wohlige Wärme.

Als ich schon fast aufgeben wollte und bereits auf dem Rückweg war, fand ich tatsächlich so etwas wie einen Drogeriemarkt. Ich suchte, fand nix, fragte, erntete erstaunte Blicke, und wurde schließlich in die Katakomben geschickt. Dort lagen tatsächlich ähnliche Tücher wie unsere bekannten Taschentücher. Zwar waren sie so hauchdünn, dass ich locker die Zeitung hindurch  hätte lesen können. aber - wir brauchten sie, also kaufte ich sie. Mit vier übereinander geklappten Lagen ging es, und die Finger wurden nur feucht.

 

Von Malta aus war es eigentlich nur noch ein Katzensprung bis nach Genua. 

Ordnungsgemäß hatten wir unsere zwei Koffer gekennzeichnet für den Transfer mit Tefra, damit sie auf dem richtigen Weg von Bord gehen konnten. Gepackt war schnell, die richtige Banderole dran, dann gute  Nacht zum letzten Mal an Bord der ARTANIA. Der Abschied von unseren netten Kellnern fiel uns wie immer schwer. Es sind echt nette Jungs.

 

Mit dem Bus wurden wir in nebliger Kälte durch die Berge gefahren bis nach Mailand. Von dort aus ging unser Flieger nach Frankfurt. Unterwegs zog sich die Erkältung bei mir immer mehr zu. Bis zuhause hatte sie sich ausgeweitet zu einer bösen Grippe, die mich für die nächsten Wochen flach legte. Da war es mir auch schon ziemlich egal, dass Tefra nur einen Koffer liefern konnte, weil der andere aus irgendwelchen Gründen durch noch Deutschland kreiste.

 

Nach langen, absolut fantastischen  Cruises auf der AMADEA und später auf der ALBAROS war die Tour auf der ARTANIA die, die uns leider nicht so gefallen hat. Da kam zu viel Negatives zusammen. Schade. 

Aber trotzdem : immer wieder Phoenix.

 

Und hier noch Fotos  von Genua, dem Weg hoch nach Mailand und von Milano selber. Vor allem das Schaufenster von Prada war sehenswert :-)

 

 

 

 

 

Kommentare: 0